Feininger, Julia
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Biografie
Julia Feininger
1880 Berlin – 1970 New York
Zwischen 1896 und 1900 besucht Julia Lilienfeld ein privates Damenatelier in Berlin, in dem sie sich im Zeichnen und Malen ausbilden lässt. Anschließend nimmt die aus einer gutbürgerlichen jüdischen Familie stammende Studentin Unterricht im Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin. Die junge Frau verlässt das Institut jedoch schon nach einem Semester, um fortan frei zu arbeiten.
1903 heiratet Julia Lilienfeld den Arzt Walter Berg. Für die meisten Künstlerinnen um 1900 bedeutet die Ehe unfreiwillig das Ende ihrer beruflichen Laufbahn. Julia Berg dagegen gibt die Hoffnung auf künstlerische Selbstverwirklichung nicht auf. Zwei Jahre nach ihrer Hochzeit verlässt sie ihren Mann, nachdem sie im Sommer 1905 den ebenfalls unglücklich verheirateten Karikaturisten Lyonel Feininger kennengelernt hat. Beide leben zu diesem Zeitpunkt in Berlin, schaffen sich jedoch wenig später in Weimar, wo Julia ab Herbst 1905 an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule studiert, ein Refugium. Innerhalb kurzer Zeit reift ihr Plan, die jeweiligen Ehepartner zu verlassen und gemeinsam in Paris einen privaten wie künstlerischen Neuanfang zu wagen.
Von Juli 1906 bis Oktober 1908 leben Julia und Lyonel überwiegend in Paris. Dort arbeiten sie in einem Gemeinschaftsatelier und besuchen die Zeichenklasse der für ihre modernen Unterrichtsmethoden bekannten Académie Colarossi. Durch das vor allem bei ausländischen Künstlern beliebte Café du Dôme erweitert das Paar schnell seinen Bekanntenkreis und knüpft Kontakte zur Avantgarde. Während sich Lyonel unter Julias Einfluss graphischen Drucktechniken sowie der Ölmalerei zuwendet, zeichnet Julia unter Lyonels Anleitung Karikaturen. Seine wie ihre Zeichnungen werden schon bald in dem französischen Satiremagazin Le Témoin veröffentlicht.
Nachdem sich sowohl Lyonel als auch Julia von ihren Ehepartnern haben scheiden lassen, heiraten die beiden im September 1908 in London und ziehen kurz darauf von Paris nach Berlin. Die Rolle als Hausfrau, dreifacher Mutter und Unterstützerin ihres Mannes lässt Julia allerdings immer weniger Zeit für ihre eigene künstlerische Tätigkeit. Diese nimmt sie erst zu Beginn der 1920er Jahre wieder auf, als Lyonel als Meister am Bauhaus in Weimar lehrt. Dort schreibt sie sich in seine Klasse ein und arbeitet nebenbei in der Bühnenwerkstatt, wo sie als Puppengestalterin wirkt.
Mit dem Umzug des Bauhauses von Weimar nach Dessau 1926 verlegt die Familie ihren Lebensmittelpunkt von Thüringen nach Sachsen-Anhalt. Wenige Monate nach der 1932 durch die Nationalsozialisten erzwungenen Schließung des Bauhauses ziehen Lyonel und Julia nach Berlin. Kurz darauf werden seine Werke als entartet diffamiert und aus sämtlichen öffentlichen Sammlungen in Deutschland entfernt. Die immer stärker werdenden Anfeindungen sowie Julias jüdische Abstammung bewegen das Paar 1937 zur Emigration in die USA, wo es noch einmal ganz von vorne anfangen muss. Dass der zu starken Selbstzweifeln neigende Lyonel seinen Arbeitsmut nicht verliert und sein Schaffen auch jenseits des Atlantiks die gebührende Anerkennung erfährt, ist vor allem Julia zu verdanken. Über seinen Tod hinaus wird sie sich dieser Aufgabe bis zuletzt mit unnachgiebigem Eifer widmen.
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