Matthes, Ernst
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Biografie
Ernst Matthes
1878 Bremen – 1918 gefallen an der Westfront
Von 1894 bis 1897 studiert der einer hanseatischen Unternehmerfamilie entstammende Ernst Matthes an der Düsseldorfer Kunstakademie. Von dort wechselt er an die Akademie der bildenden Künste in München, wo er sein Studium 1899 abschließt. Zu diesem Zeitpunkt gilt die bayerische Residenzstadt als führende Kunstmetropole Deutschlands. Darüber hinaus genießt sie dank der Kunst- und Satirezeitschriften Jugend und Simplicissimus den Ruf einer Hochburg auf dem Gebiet der Karikatur. Deren häufig an Pariser Vorbildern geschulte Mitarbeiter verhelfen dem Genre zu einem bis dahin unerreichten Niveau und bereiten so den Boden für eine junge Generation von Zeichnern mit entsprechendem Talent. Zu diesen zählt auch Matthes, der bereits als Schüler durch treffsichere Porträtkarikaturen auf sich aufmerksam gemacht hat.
Im Jahr 1900 zieht Matthes nach Paris. Er ist einer unter vielen Hundert aufstrebenden Künstlern aus ganz Europa, die in der französischen Hauptstadt ihr Glück wagen. Diese gilt seit dem Aufkommen des Impressionismus als Wiege der modernen Kunst. Unter ihren Protagonisten bewundert Matthes neben Vincent van Gogh und Henri de Toulouse-Lautrec vor allem Louis Anquetin und Emile Bernard. Als Erfinder des Cloisonismus haben sie in den 1890er Jahren eine neuartige Formsprache entwickelt, indem sie große, leuchtende und ungemischte Farbfelder durch breite, dunkle Umrisslinien voneinander trennten. Ihre ornamentalen Kompositionen, deren Rhythmus von geschwungenen Konturlinien und Farbkontrasten vorgegeben ist, wirken nicht nur wie Vorboten des Art Nouveau, sondern haben auch die Plakatkunst maßgeblich beeinflusst. Matthes wird an ihre Ansätze anknüpfen und bis zu seinem Weggang aus Paris 1909 eine Reihe bildmäßiger Aquarelle und Gouachen schaffen, die den Geist der Belle Époque sowohl humorvoll als auch ironisch einfangen.
Obgleich Matthes seinem Naturell nach scheu ist, prädestiniert ihn seine großbürgerliche Herkunft zu einem regen gesellschaftlichen Leben. Dabei fühlt er sich sowohl in den Kreisen der Boheme im Künstlerviertel Montmartre als auch im Umfeld des Geld- und Geburtsadels in den eleganten Stadtteilen von Paris heimisch. Deren Vergnügungen studiert Matthes mit viel Sinn fürs Detail in einschlägigen Theatern, Varietés und Bars, aber auch an den exklusiven Treffpunkten der mondänen Welt, sei es im Bois de Boulogne, auf der Pferderennbahn von Auteuil oder den Boulevards von Montparnasse. Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit dem Leben der französischen Hauptstadt ist eine zehnteilige Folge von großformatigen Farblithografien, die 1909 unter dem Titel Pariser Szenen als exklusives Mappenwerk im Inselverlag erscheinen. Zur gleichen Zeit wird das deutsche Publikum mit den Arbeiten des Künstlers auf den Ausstellungen der Berliner und Münchener Secession vertraut, auf denen er ab 1907 vertreten ist.
An die Pariser Zeit schließen sich 1910 und 1911 ausgedehnte Reisen an, die Matthes nach Spanien und Marokko führen. Dort gelingt es ihm, sich unter Weiterentwicklung seines Zeichenstils neue Themenfelder zu erschließen. Dass es dem von 1911 bis 1914 in Berlin lebenden Künstler, der während des Ersten Weltkrieges als Soldat an der Front dient und kurz vor dessen Ende 1918 fällt, verwehrt blieb seinen Weg weiter zu verfolgen, vereint ihn auf tragische Weise mit vielen großen Talenten seiner Generation.
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