Kunsthandel – Next Generation

WERTE
Ausgabe 2017, Seite 24ff

Johann Charles Palmié, Giverny

 

Sie sind jung, dynamisch und erfolgreich: Moritz von der Heydte, Direktor Artcurial Germany, und Alexander Kunkel, Inhaber von Kunkel Fine Art, gelten als Shootingstars des deutschen Kunsthandels. Wie die beiden Münchner ihre Leidenschaft für alte Kunst auf eine neue Sammlergeneration übertragen, erzählen sie im Interview mit WERTE. Ein Gespräch über Strategien, Chancen und Entdeckungen.

 

Die Superpreise und die großen Umsätze spielen sich momentan auf dem Markt für zeitgenössische Kunst ab. Sie, Herr Dr. Kunkel und Herr von der Heydte, lassen sich davon nicht beirren und sind weiterhin Feuer und Flamme für die alte Kunst. Ist das eine Marktnische oder Herausforderung?

Alexander Kunkel: Das ist vor allem eine Chance. Es gibt momentan eine Generation von Händlern auf dem Gebiet der alten Kunst, die die Bühne verlässt. Aus Altersgründen oder auch, weil die Veränderungen des Kunstmarktes und ihr Geschäftsmodell aus den 1980er Jahren nicht mehr erfolgversprechend sind. Dieser Markt, der vor 30 Jahren sehr umkämpft war, existiert immer noch, aber er muss anders bespielt werden. Man muss das Rad anders vorantreiben.

Moritz von der Heydte: Das Auktionshaus Artcurial, eines der größten in Europa mit Sitz in Paris, ist natürlich breiter aufgestellt. Auch hier wird das ganz große Geld mit Im­pres­sionisten, mo­derner und zeit­ge­nös­si­scher Kunst oder klassischen Automobilen gemacht. Aber mein Herz schlägt für die alte Kunst. Und wenn ich mir beispielsweise den Erlös von knapp 350.000 Euro ansehe, den das im Herbst 2015 versteigerte Stunden­buch aus einer deutschen Schloss­bibliothek in Paris erzielte, dann bestärkt mich das in meiner Leidenschaft für die Kunst vergangener Epo­chen.

Das war die Visitenkarte Ihrer Kompetenz als frisch gekürter Di­rek­tor Artcurial Germany …

Moritz von der Heydte: … und ein schö­nes und beglückendes Unterfangen. Ich hatte dieses Stundenbuch im hintersten Bayern in einer Bibliothek aufgetan. Und als es in Paris zur Vorbesichtigung aus­ge­stellt war, hat es Experten und Sammler aus aller Welt begeistert.

Franz von Stuck, Haupt der Medusa

Ihnen, Herr Dr. Kunkel, ist ja vor zwei Jahren, als Sie nur drei Jahre nach Geschäftsgründung das erste Mal an der HIGHLIGHTS, Deutschlands hoch­ka­rätigster Kunstmesse, teilnahmen, ein Coup mit einer Arbeit Franz von Stucks gelungen. War das Ihr State­mentpiece?

Alexander Kunkel: Dieses Medusen­haupt von Fanz von Stuck hat mir sehr viel Aufmerksamkeit eingebracht. Solche Show-Stücke sind das Aushängeschild eines Kunsthändlers. Beste Qualität, markt­­frisch, faszinierend. Es handelte sich um ein bislang unbekanntes Pastell aus den frühen 1890er Jahren. Es war an meinem Stand etwa genauso teuer wie das Stundenbuch, aber der Markt hat diesen Preis ja schon längst wieder über­holt… Ich habe es angeboten be­kom­men, weil ich mich mit dem Vorbesitzer lange über Symbolismus unterhalten hatte. Anwärter hätte es dafür genauso in den USA und Großbritannien gegeben. Stuck ist heute eine internationale Größe. Aber ein Kunsthändler muss sowohl als Ein­käu­fer als auch als Verkäufer für eine gewisse Art von Kunst stehen. Und wenn man etwas Herausragendes angeboten bekommt, muss man sehr ent­schluss­freudig sein.

Sie sagten vorhin, man muss im Bereich der alten Kunst das Rad anders voran treiben als vor 30 Jah­ren. Was hat sich geändert?

Alexander Kunkel: Wir leben in einer Zeit, in der das Besondere gesucht wird. Man braucht ein viel höheres Qua­litäts­bewusstsein. Ein anderer Punkt ist: Die allerbesten Alt­mei­ster­gemälde sind vom Markt gefischt oder stehen, wenn über­haupt, nur noch zu astronomischen Prei­sen zur Verfügung. Die Zeit um 1900, mit der ich mich beschäftige, öffnet da eher Chancen. Es gibt viele Künstler, die noch nicht richtig gewürdigt sind, aber beste Qualität produziert haben. Diese auf dem Kunstmarkt richtig zu platzieren und an Sammler heran­zu­führen, ist meine Auf­ga­be als Kunsthändler. Dazu muss ich die zehn, zwanzig Prozent an Spitzenwerken eines Oeuvres genau kennen, um einen Künstler richtig einordnen zu können. Es ist eine Frage der Bewertung, zuallererst durch die Händler.

Die Verschiebung des Kunstkanons ist doch eigentlich Sache der Mu­seen?

Alexander Kunkel: Nicht nur. Neu­be­wer­tungen finden seit jeher statt. Auch die Museen schauen sich mo­men­tan die – nennen wir sie mal – Künstler der zweiten Reihe genauer an. Dazu zählen in meinem Fall die Deutschrömer Otto Greiner, Adolf Hirémy-Hirschl und Sigmund Lipinksy. Ich fühle mich da manch­mal ein bisschen wie ein Galerist, der einen Künst­ler entdeckt und dann sein Werk – in diesem Fall posthum – be­glei­tet und ihn be­kannt macht, so dass er seinen Weg ins öffentliche Bewusstsein neh­men kann.

Franz von Lenbach, Porträt Lydia Feez

Aber die Kunst der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Salon­malerei, auf die sich Kunkel Fine Art konzentriert, hat ja im Verhältnis zur klassischen Moderne ein kon­ser­va­tives Image und gilt als pathos­beladen.

Moritz von der Heydte: Aus der Per­spektive des Expressionismus-Samm­lers ganz gewiss. Aber wir können nicht über­sehen, dass es Moden und einen Geschmackswandel gibt. Das Fin-de-Siècle spielte vor dreißig Jahren eine eher marginale Rolle. Orientalisten wie Rudolf Ernst oder Jacques Majorelle spielen heute sechsstellige Euro-Summen ein. Die Salon­ma­le­rei, die Symbolisten, die Seces­sions­kunst – das hat enormen Aufwind be­kommen.

Alexander Kunkel: Das wieder wachsende Interesse an dieser Malerei, zu der ich mich hingezogen fühle, hat für meine Begriffe mit gewissen Korrelationen zu tun. Die Zeit von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg war geprägt von großen politischen Spannungen und sozialen Verwerfungen, von Weltflucht- und Er­neu­erungsgedanken. Diese Stimmung, die schon einmal von der Kunst reflektiert wurde, lässt sich wieder übertragen. Das Kino führt uns doch heute auch dauernd sehr emotional inszenierte Welten vor. Einer meiner jüngsten Kunden zum Beispiel ist ein in London lebender Künstler, der die Sets von Game of Thrones mitgestaltet hat und der von der handwerklichen Perfektion und der Fantasie der Kunst um 1900 begeistert ist. Ich biete Werke an, deren Bildideen uns noch heute packen. Themen wie Erotik, Transzendenz, Schmerz oder Angst sind überzeitlich, das verstehen junge wie alte Menschen.

Aber hat der Kunstmarkt nicht das Problem, dass er das Marken­bewusstsein der Luxusindustrie über­nommen hat und nur noch große Namen funktionieren?

Alexander Kunkel: Ja, aber es kann sich nicht alles im Millionenbereich abspielen. So viel Ware existiert nicht und es wäre ein Armutszeugnis für den Kunsthandel, wenn er nur allein diesen Markt bedienen wollte. Man muss die großen Namen immer wieder in Beziehung setzen zu den noch eher Unterbewerteten. Zu meinen Strategien zählt: Ich schaue mir an, welche wichtigen Zirkel und Schulen es in einer Zeit gab, wer ihre Pro­ta­go­nisten und wer ihre begabtesten Schü­ler waren. Diese Leistung muss ich als Händ­ler erbringen, ich muss wie ein Kurator denken und agieren. Ich mache zwei, drei Sonder­aus­stellungen im Jahr. Da bringt es nichts, wenn ich die immer gleichen Objekte unter anderem Titel vereinen würde. Ich kaufe oft sehr vorausschauend, um ein gewisses Thema zu bespielen. Man muss seine Interessenten ja auch inspirieren, ihnen Erkenntnisse ver­mit­teln.

Wie gelingt das?

Alexander Kunkel: Zum Beispiel durch die Gegenüberstellung von ver­schie­denen Künst­lern, die aber alle einen thematischen oder ästhetischen Bezug zueinander haben, versuche ich den Blick zu schärfen für das Besondere dieser Kunst. Da kann zum Beispiel eine Zeich­nung von Adolph von Menzel neben einer von Richard Müller, einem Dresdner Künst­ler um die Jahrhundertwende, hängen. Er steht in der Zeich­nungs­tra­dition eines Menzel, unterschiedet sich aber in seinen Themen und Sujets er­heb­lich. Auch preislich. Da hängt dann ein 50.000-Euro-Objekt neben einem in Höhe von 5.000 Euro und die Leute mer­ken, dass es handwerklich kein Gefälle gibt. Das funktioniert natürlich nur, wenn auch bei dem nicht ganz so hoch an­ge­sie­delten Künstler die sonstige Qualität stimmt.

Können Auktionshäuser ebenso set­zen?

Moritz von der Heydte: Nicht in dem Sinne, wir können mit der Akquise na­tür­lich Trends bedienen, indem wir gezielt nach Werken bestimmter Strömungen, die gerade en vogue sind, suchen. Wenn gute Preise erzielt werden, hat das dann gegenseitige Wechselwirkung und kann den Markt wieder befeuern. Als Auk­tions­haus kann man auf andere Weise Trends setzen. Wir hatten zum Beispiel im Früh­jahr bei Artcurial Gemany in München eine Urban-Art-Ausstellung, die für viele die erste Berührung mit dieser Kunst war. Artcurial gibt dieser Richtung schon seit Jahren eine Plattform, indem das Haus den Markt für diese Kunstgattung kon­ti­nu­ierlich aufbaut, weiter­entwickelt und höchst erfolgreiche Auktionen durch­führt.

Sie organisieren Ausstellungen, Sie laden beide zu Vorträgen und Art Talks ein. Wie viel Kultur­ma­na­gement braucht ein erfolgreicher Kunsthandel heute?

Alexander Kunkel: In Zeiten, in denen im Kunsthandel mehr gejammert als gejubelt wird, sollte man sich überlegen, wie man Lust an der Sache erzeugt. Kunst und Kultur ist doch Teil unseres Le­bens­stils. Und wenn man einen Kunsthandel betreibt oder ein Auk­tions­haus, versucht man eben einen Ort zu schaffen, wo diese zwei Komponenten gelebt werden können. Moritz von der Heydte macht das mit seinen wunder­baren Previews zur Vorbe­sich­tigung und mit kleinen Vorträgen von Experten. Ich versuche es mit Salongesprächen wäh­rend meiner Ausstellungen. Es geht um den Gedankenaustausch, um die gemein­samen Interessen und auch um die ge­mein­same Freude an der Kunst. Das ist keine oberflächliche Event-Ebene. …

Moritz von der Heydte: … das ist eine sehr langfristig angelegte Profession. Nur wenn wir miteinander kommunizieren, kann man die Bedürfnisse und Leiden­schaften teilen. Das ist ein Teil unseres Berufes.

Max Klinger, Sitzende Frau mit tanzendem Phallus

Wenn Sie bedeutende Werke aus den Untiefen des Vergessens wieder in den Kreislauf der Wahrnehmung he­ben, verstehen Sie das auch als eine Art von Kulturarbeit?

Moritz von der Heydte: Auf jeden Fall. Wenn ein Kunsthändler oder ein Mit­ar­bei­ter eines Auktionshauses auf ein Werk stößt, das ihm bedeutend erscheint, be­ginnt er zu recherchieren. Da wird auch ein Gewinn an Wissen generiert, das auch für die Allgemeinheit interessant ist. Da werden oft Lücken geschlossen. Wir hat­ten bei Artcurial gerade ein Werk von Auguste Rodin. Die Skulptur Andromède von 1887 war seit ihrer Entstehung in Privatbesitz und nirgends öffentlich zu sehen. Es war der Kennerschaft unserer Experten zu verdanken, dass dieses Werk ans Tageslicht befördert wurde und an­schließend kunsthistorisch erforscht und eingeordnet wurde. Dass das Interesse dann groß ist, liegt auf der Hand, der Erlös betrug 3,6 Millionen Euro. Allein der Zufall beschert einem Auktionshaus oder ei­nem Händler solche Entdeckungen nicht. Dafür muss man auch mit etwas Jagdinstinkt ausgestattet sein und Dinge erkennen. Als ich kürzlich zur Be­gut­ach­tung in ein eher unspektakuläres Rei­hen­haus gebeten wurde, konnte ich ein wun­der­bares Gemälde von Giovanni Do­me­nico Tiepolo ausfindig machen, das jetzt im November bei Artcurial in Paris zur Taxe von 60.000 bis 80.000 Euro auf­ge­rufen wird. Diese Lust am Aufspüren muss übrigens auch der Sammler alter Kunst besitzen. Anders als bei zeit­ge­nös­sischen Werken, die man auf unzähligen Messen aussuchen und mitnehmen kann, braucht man bei der alten Kunst Geduld und Ehrgeiz, um an ein bestimmtes Ob­jekt heranzukommen.

Alexander Kunkel: Ich sehe die „Kul­tur­arbeit“ noch unter einem anderen Aspekt. Wir Kunsthändler halten das Be­wusst­sein bei einer bestimmten Zahl von kunstaffinen Menschen für eine gewisse Art von Kunst am Leben. Wir befreien diese Kunst aus dem musealen Kontext. Wir bringen sie in den Alltag zurück und machen sie zum Teil eines modernen Lebensstils. Im Zusammenhang mit dem Kunsthandel wird mir momentan zu viel von Kunst als Anlage bzw. als Ren­di­te­objekt geredet. Es geht doch in den sel­ten­sten Fällen um sechsstellige oder sie­benstellige Summen nach dem Motto „Die Kunst ist die neue Yacht, je teurer, desto wirkungsvoller“. Das ist eine an­de­re Kategorie, die auch einen spekulativen Aspekt hat. Die Breite des Kunsthandels spielt sich in Deutschland darunter ab. Nehmen wir ein Ehepaar, das für eine Reise nach Mauritius 10.000 Euro aus­gibt. Es stellt sich wohl kaum die Frage nach der Nachhaltigkeit. Da ist der Mehr­wert die seelische Bereicherung. Bei der Kunst wird zu oft vergessen, dass sie ei­nen hohen emotionalen Wert besitzt und täglich sinnliches wie intellektuelles Ver­gnügen bereitet. Was ich erstaunlich fin­de, dass der Anteil einer wirtschaftlich star­ken Nation wie Deutschland am euro­päischen Gesamtumsatz der Kunst- und Antiquitätenbranche 2016 nur fünf Pro­zent beträgt. Frankreich liegt bei 20 Pro­zent.

Moritz von der Heydte: Frankreich ist eine Nation der Sammler. Die Kultur des Sammelns und die Selbstverständlichkeit, sich mit schönen Dingen zu umgeben, haben dort einen anderen Stellenwert als hierzulande. Aber wenn wir vom dortigen Kunstmarkt sprechen, dann ist natürlich Paris gemeint, die Stadt ist wie ein Brenn­glas mit ihren vielen hochkarätigen Ga­le­rien und Kunsthandlungen. In Deutsch­land verteilt sich der Handel über das gesamte Land. Außerdem bietet Paris eine ganze Reihe wichtiger Messen vom Salon du Dessin, wo jeder bedeutende Zeichnungshändler ausstellt, bis hin zu Paris Foto. Viele amerikanische Sammler reisen mindestens einmal im Jahr nach Paris und unterhalten dort Wohnsitze.

Frankreich besaß Meister-Ebenisten wie André-Charles Boulle oder Jean-Henri Riesener oder später im Art Déco Jacques-Emile Ruhlmann. Maler wie Watteau, Monet, Cézanne – das sind alles Franzosen. Ist Deutschland trotzdem ein interessantes Schatz­käst­chen für einen Global Player wie Artcurial?

Moritz von der Heydte: Die Kunstwelt ist sehr global geworden und ab einer bestimmten Qualität spielt es keine Rolle mehr, ob es französische, italienische oder deutsche Kunst ist und wo diese angeboten wird. Artcurial hat vor kurzem beispielsweise ein deutsches Ro­ko­ko­tisch­chen mit einer Bayreuther Fayence­platte sehr gut abgesetzt. Top-Stücke wie diese werden von einer internationalen Sammlerschaft gesucht. Außerdem darf man nicht vergessen, in Deutschland wurde sowohl im 18. Jahr­hundert, um 1900 als auch nach dem Zweiten Weltkrieg französische Kunst gesammelt. Moderne Künstler wie Serge Poliakoff, Hans Hartung oder Pierre Soulages wurden von führenden deut­schen Galerien gehandelt. Zudem ist Deutschland eine Autofahrernation, da gibt es enormes Potenzial, was Oldtimer betrifft. Vor einiger Zeit haben wir eine Skulptur von Alberto Giacometti für 140.000 Euro versteigert. Sie kam wie das erwähnte Stundenbuch aus Deutschland. Es gibt viele Schätze zu heben.

Zum Schluss bitte noch ein per­sön­liches Wort: Sie sind beide keine 40 Jahre alt und stehen in der vor­der­sten Reihe der Kunsthandelsakteure Deutschlands. Spielte bei Ihrer Blitz­karriere Zufall, Glück oder pro­fes­sio­nelle Stringenz eine Rolle?

Alexander Kunkel: Von allem ein wenig. Ich habe schon als Schüler meine ersten Zeichnungen erworben und kam vom Sammeln zum Handeln. Denn wenn man etwas haben möchte und das Budget nicht reicht, muss man anderes abgeben. Während meines Studiums der Kunst­geschichte habe ich für eine in München und Londoner ansässige Galerie auf Kunst­messen gearbeitet. Dass ich 2012 Kunkel Fine Art gründete, ist nicht aus dem Stand gekommen.

Moritz von der Heydte: Bei mir war es ähnlich. Die Freude an der Kunst war mein Motor. Museumsbesuche oder das Silberputzen im Hause meiner Eltern war eher Vergnügen als Strafe. Als ich dann noch während meines Jurastudiums bei Sotheby’s ein Praktikum machte und bei der Katalogisierung eingebunden war, gab es kein Zurück mehr. Es haben sich immer Türen geöffnet. Und die Mög­lich­keiten, die sich ergaben, habe ich am Schopf gepackt.

 


Das Gespräch führte Sabine Spindler.

ALEXANDER KUNKEL gründete 2012 seinen Kunsthandel Kunkel Fine Art. Der promovierte Kunsthistoriker kon­zen­triert sich auf Malerei, Zeichnung und Plastik von der zweiten Hälfte des 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Die besondere Leidenschaft des heute 38-Jährigen gehört der Kunst zwischen Salon und Secession mit Künstlern wie Max Klinger, Franz von Stuck oder Ludwig von Hofmann. Künstler, deren Arbeiten vom mediterranen Flair Italiens beeinflusst sind, wie beispielsweise Os­wald Achenbach oder Ludwig Passini, bilden einen weiteren Schwerpunk. Für jüngere Sammler gibt es eine Auswahl von Originalzeichnungen der Zeit­schrif­ten Simplicissimus und Jugend in einem günstigeren Preissegment. Seit ver­gan­genem Jahr ist er Co-Geschäftsführer der hochkarätigen HIGHLIGHTS – Inter­na­tionale Kunstmesse München.

MORITZ FREIHERR VON DER HEYDTE ist seit 2015 Direktor von Artcurial Germany, der Deutschlandrepräsentanz eines der größten europäischen Auktionshäuser mit Hauptsitz in Paris. Der studierte Jurist begann seine Kunstmarkt-Karriere bei Sotheby’s in London. Dort hat er als Deputy Director der Abteilung Möbel & Kunstobjekte die Auflösung zahlreicher bedeutender Sammlungen vorbereitet. Weitere Erfahrungen sammelte er im Kunst­han­del Röbbig, dem international re­nom­miertesten Spezialisten für frühe Porzellane des 18. Jahrhunderts. Der heute 35-Jährige gilt in der Branche als Kenner der internationalen Markt- und Sammlerszene.