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Corinth, Lovis

Walchensee

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Biografie

Lovis Corinth

1858 Tapiau – 1925 Zandvoort

Lovis Corinth gilt neben Max Liebermann und Max Slevogt als Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Sein Gesamtwerk erscheint jedoch zu facettenreich, um nur auf diesen einen kunsthistorischen Terminus festgelegt zu werden. Ausgehend von der klassischen akademischen Malerei entwickelt der Künstler innerhalb eines halben Jahrhunderts eine expressive Farb- und Formensprache, die ihrer Zeit weit voraus ist und ihn zu einem der wichtigsten Vorläufer der Moderne macht.

Diese Laufbahn ist dem zu Selbstzweifeln und Depressionen neigenden Corinth, der als Sohn eines wohlhabenden Gerbers in der ostpreußischen Provinz aufwächst, nicht in die Wiege gelegt. Das Studium der Malerei führt ihn zunächst an die Kunstakademien in Königsberg und München. Von dort geht Corinth 1884 nach Paris, wo er bis 1887 die Académie Julian besucht und sich in der Aktmalerei übt. Auch wenn er nicht die technische Glätte seines Lehrers Adolph Bouguereau übernimmt, einem der erfolgreichsten französischen Salonmaler des späten 19. Jahrhunderts, wird er sich lange an dessen Bildauffassung orientieren. Dies trifft vor allem für Gemälde literarischen Inhalts zu, die er meist als figurenreiche Großformate anlegt. Daneben setzt sich Corinth intensiv mit der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts auseinander, wobei Frans Hals, Rembrandt und Peter Paul Rubens zu seinen erklärten Vorbildern zählen. Die französischen Impressionisten nimmt er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wahr.

1888 zieht Corinth nach Berlin. Dort findet er in Max Klinger, Walter Leistikow und Karl Stauffer-Bern gleichgesinnte Mitstreiter für eine moderne Kunst. Mangelnder Erfolg veranlasst Corinth jedoch schon drei Jahre später nach München zu gehen, wo er sich in Literaten- und Künstlerkreisen bewegt und Mitglied der 1892 gegründeten Secession wird. Zu dieser Zeit wird sein Schaffen durch Impulse der aufkommenden Freilichtmalerei geprägt. Am stärksten spürbar sind sie in seinen Landschaften, aber auch in seinen Porträts, Akten und Interieurs wirken sie nach. Für die Darstellung existenzieller Themen wie Liebe, Sexualität und Tod greift Corinth auf Motive der griechischen Mythologie, christlichen Religion und klassischen Literatur zurück. Ausgehend von der Tradition der Alten Meister sucht er nach neuen ebenbürtigen Bildfindungen. Dabei streift er nicht selten die Grenzen des Burlesken und neigt durch drastische Übertreibungen zu parodistischer Verfremdung. Der augenscheinliche Mangel an Würde in Corinths Werken spaltet sowohl das Publikum als auch die Kritik. Dies ist einer der Hauptgründe, warum der Maler in der Münchner Kunstszene letztlich nicht heimisch wird.

Das Jahr 1900 markiert die entscheidende Wendung in Corinths Laufbahn. Nachdem die Münchner Secession eines seiner Gemälde zurückgewiesen hat, überzeugt ihn sein Freund Walter Leistikow nach Berlin zu ziehen. Als treibende Kraft der 1898 gegründeten Berliner Secession wirbt er Corinth für die Vereinigung und führt ihn zusammen mit Max Liebermann und dem einflussreichen Galeristen Paul Cassirer in die dortige Kunstszene ein. Gemeinsam helfen sie Corinth, sich schnell in Deutschlands aufstrebender Kunstmetropole zu etablieren.

1901 gründet Corinth eine private Malschule für Damen, durch die er seine spätere Frau Charlotte Berend kennenlernt. Als Schülerin, Modell und Mutter seiner Kinder wird sie zur fortan wichtigsten Bezugsperson in seinem Leben. 1911 wird Corinth zum Vorsitzenden der Berliner Secession gewählt und erreicht damit den Zenit seines Ansehens. Noch im selben Jahr erleidet er jedoch einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmt und sein Leben nachhaltig verändert. Seine robuste Natur und sein unbeugsamer Wille helfen ihm jedoch, diesen schweren Schicksalsschlag zu überwinden. Mehr noch: er setzt ungeahnte Kräfte in ihm frei, die ihn in einen wahren Schaffensrausch versetzen und seiner Kunst neue Wege bahnen.

Nach Überwindung der ärgsten körperlichen Beeinträchtigungen entwickelt Corinth einen alle akademischen Konventionen abstreifenden expressiven Stil, der die Kunst seiner Weggefährten an Entschiedenheit bei weitem übertrifft. In den ihm verbleibenden anderthalb Jahrzehnten widmet er sich neben altbekannten Motiven verstärkt Blumenstilleben sowie Landschaftsdarstellungen.

1919 errichten sich Charlotte und Lovis Corinth in Urfeld am Walchensee ein Ferienhaus, das der Familie als Refugium vor dem hektischen Berliner Alltag dient. Der Blick auf die oberbayerischen Alpen mit den sich häufig ändernden atmosphärischen Stimmungen zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten inspirieren den Künstler zu einer Reihe von Ansichten auf den See und seine Umgebung. Das topografische Element der Motive dient Corinth jedoch nur als äußerer Anlass für seine Arbeit. In ihrer Gesamtheit wirken seine Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde als eindrucksvolle Variation zu ein und demselben Thema, in denen sämtliche Möglichkeiten künstlerischen Experimentierens erprobt werden. Dies macht sie zu Seelenlandschaften, die Corinths subjektive Wahrnehmung in die Landschaft projizieren und damit an die Tradition der Romantik anknüpfen. Bis heute gelten die Walchensee-Motive als letzter Höhepunkt im Schaffen des Künstlers, der seinen Ruf als Wegbereiter der Moderne abermals unterstreicht.

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