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Gussow, Carl

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Biografie

Carl Gussow

1843 Havelberg – 1907 München

Mit 27 Jahren wird Carl Gussow zum Professor an der Weimarer Kunstschule ernannt, womit der Grundstein für seine weitere Laufbahn gelegt ist. Schnell erwirbt er sich den Ruf eines gleichermaßen einfühlsamen wie charismatischen Lehrers. 1874 wechselt der für seine handwerkliche Virtuosität bekannte Maler an die Karlsruher Kunstschule, wo Max Klinger sein Schüler wird. Als Gussow 1876 auf Empfehlung des Historienmalers Anton von Werner die Leitung der Porträtklasse an der Berliner Hochschule für bildende Künste übernimmt, folgt ihm Klinger. Zwischen den beiden entwickelt sich ein auf gegenseitiger künstlerischer Wertschätzung beruhendes freundschaftliches Verhältnis, das erst mit Gussows Tod endet.

Das prosperierende Berlin der Kaiserzeit bietet Gussow beste Voraussetzungen für eine steile Karriere. Da die Zahl der Studienbewerber die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze an der Hochschule für bildende Künste bei weitem übersteigt, gründet er eine eigene private Malschule, die ihm üppige Einnahmen verschafft. Auch außerhalb des akademischen Betriebs macht sich Gussow bald einen Namen. Mit seinen fotorealistischen Gemälden avanciert er zu einem der erfolgreichsten Vertreter der naturalistischen Malerei in Deutschland. Während er auf Kunstausstellungen in Belgien, Frankreich und England mit anekdotischen Genreszenen brilliert, empfiehlt er sich dem heimischen Publikum als Porträtist. In den höheren Kreisen schätzt man sein Talent, sowohl die Eleganz der Damen als auch das Selbstverständnis der Herren in repräsentativen Bildnissen wiederzugeben. Zu Gussows Klientel zählen illustre Persönlichkeiten wie der Unternehmer Werner von Siemens, der Nationalökonom Julius Wolf oder der Reichstagsarchitekt Paul Wallot.

Im Streben nach größtmöglicher Wirklichkeitstreue entwickelt Gussow eine individuelle Maltechnik, in der transparente Lasuren neben pastosen Partien stehen. Charakteristisch für seinen Stil sind koloristische Kontraste, der modellierende Einsatz von Farbe sowie das Wechselspiel von Licht und Schatten. Gussows Perfektionsdrang spiegelt sich auch in der Verwendung selbst angerührter Farben und Firnisse wider. Darüber hinaus patentiert er einen nach ihm benannten Pinsel mit extrem kurzen Borsten, durch den sich Farben mit höchster Präzision auf der Bildoberfläche auftragen und vertreiben lassen.

Trotz beachtlicher Erfolge verlässt Gussow 1892 aus persönlichen Gründen Berlin, um in München einen Neuanfang zu wagen. Im selben Jahr gründet dort eine jüngere Generation von Künstlern die Münchner Secession, die der Malerei den Weg in die Moderne ebnen will. Der noch eben hoch im Kurs stehende Naturalismus gilt schon bald als überwunden, weshalb auch Gussow nicht mehr an seine alten Erfolge anknüpfen kann. Doch obwohl er bei seinem Tod 1907 beinahe vergessen ist, ehrt ihn die Königliche Akademie der Künste Berlin mit einer Gedächtnisausstellung. Ebenso hält Gussows ehemaliger Schüler und Freund Klinger, der als Hauptvertreter des deutschen Symbolismus europaweit berühmt ist, die Erinnerung an ihn wach. Nach den bedeutendsten deutschen Künstlern der jüngeren Zeit befragt, nennt er Gussows Namen in einem Zug mit Wilhelm Trübner, Franz Stuck und Max Slevogt.