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Rudolf Schlichter - Apokalyptische Szene
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Apokalyptische Szene

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Biografie

Rudolf Schlichter

1890 Calw – 1955 München

Zwischen 1910 und 1916 studiert der exzentrisch veranlagte Rudolf Schlichter Malerei an der Karlsruher Kunstakademie. Dort knüpft er Kontakte zur Bohème und taucht über einen Studienkollegen in die Halb- und Unterwelt ein. Hierdurch distanziert er sich einerseits von dem verhassten Kleinbürgermilieu seines Elternhauses und verschafft sich andererseits Möglichkeiten zur Auslebung seiner obsessiven erotischen Neigungen.

Wie viele Künstler seiner Generation wird Schlichter durch die Erlebnisse des Ersten Weltkrieges traumatisiert. Daher empfindet er den Zusammenbruch des deutschen Kaiserreichs nicht als Katastrophe, sondern sieht in ihm die Chance für einen radikalen künstlerisch-gesellschaftlichen Neuanfang. Um daran mitwirken zu können, zieht er 1919 nach Berlin und tritt der KPD bei. Als Mitglied der skandalträchtigen Novembergruppe wird Schlichter zusammen mit George Grosz, John Heartfield und Otto Dix in Kürze zu einem der bekanntesten, wenn auch umstrittensten Künstler der jungen Weimarer Republik.

Im Berlin der 1920er Jahre führt der künstlerisch-literarisch doppelbegabte Schlichter ein gleichermaßen unstetes wie schillerndes Leben, das sich zwischen Rotlichtmilieu und Intellektuellenkreisen bewegt. Zu seinen politisch engagierten Freunden und Bekannten zählen die linksgerichteten Autoren Bertold Brecht, Alfred Döblin und Carl Zuckmayer, später auch der nationalistische Schriftsteller Ernst Jünger.

Schlichters Rastlosigkeit schlägt sich unmittelbar in seinem Werk nieder. Im Eiltempo verarbeitet er dadaistische, futuristische und veristische Impulse, die ihn schließlich zur Neuen Sachlichkeit führen. Er wird bald einer ihrer Hauptvertreter und feiert mit psychologisch durchdringenden Porträts Erfolge. Daneben wird der scharfe Beobachter Schlichter zum Chronisten des Großstadtlebens. Seine Modelle erscheinen meist in Straßen- oder Caféhausszenen, wobei er neben Spießbürgern bevorzugt Prostituierte, Zuhälter und andere Randgruppen der Gesellschaft behandelt.

Von großer Bedeutung für Schlichters persönlichen wie künstlerischen Werdegang ab 1927 ist die Begegnung mit Elfriede Elisabeth Köhler, die er 1929 heiratet. Seine Speedy genannte Muse ist ihm Engel und Versucherin, Mannequin und Modell, Madonna und Domina in einem und wird von ihm in hunderten von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden verewigt. Darüber hinaus bewirkt Speedy einen radikalen Gesinnungswandel bei Schlichter. Unter ihrem Einfluss wendet er sich dem Katholizismus sowie Nationalismus zu und zieht 1932 von der pulsierenden Metropole Berlin in die schwäbische Bischofsstadt Rottenburg am Neckar. Der Umzug ist mit der Hoffnung auf einen künstlerischen Neuanfang verbunden, wobei die realistische Darstellung der Landschaft in den Mittelpunkt rückt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 gerät Schlichter schnell ins Visier der Reichskammer der Bildenden Künste, aus der er zeitweise ausgeschlossen wird. In den kommenden Jahren werden seine Werke aus deutschen Museen entfernt und in der ab 1937 in mehreren Städten gezeigten Femeausstellung Entartete Kunst verhöhnt. Ihren seit 1936 in Stuttgart lebenden Urheber inhaftiert man 1938 vorübergehend wegen seiner suspekten Lebensführung. Nach Schlichters Freilassung zieht er mit seiner Frau 1939 nach München, wo sein Atelier und die gemeinsame Wohnung 1942 ausgebombt werden.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges führt bei Schlichter zu einer produktiven Schaffensphase, in der er sich intensiv mit den Ereignissen des Dritten Reiches auseinandersetzt. Ferner thematisiert er in Form beklemmend-endzeitlicher Visionen mit allerhand Misch- und Fabelwesen die Bedrohung der europäischen Kulturwelt durch die moderne Technik und Zivilisation. Hierbei bedient er sich einer vom französischen Surrealismus beeinflussten gegenständlich-realistischen Bildsprache mit ausgeprägt malerischer Qualität. Damit hebt er sich von der in der Nachkriegszeit vorherrschenden Tendenz zur Abstraktion ab und erregt nicht nur auf Ausstellungen in Deutschland, sondern auch auf den Biennalen von 1948 und 1954 in Venedig große Aufmerksamkeit. 1955 stirbt Schlichter in München an Darmkrebs.

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