Strategischer Schulterschluss

HANDELSBLATT
Online, 1. September 2017

Franz Stuck, Anerkennung

 

Kunsthändler müssen sich etwas einfallen lassen für die Kundschaft mit voller Agenda. Ein Quartett organisiert den Kunst Salon an rotierenden Orten: demnächst in München. Die Mischung macht’s, der Rahmen ist elegant.

Düsseldorf. Das regelmäßige Flanieren durch eine Lieblingsgalerie oder ein Galerienquartier ist für die meisten Kunstfreunde (fast) passé. Angesagt sind Vernissagen, Champagnerlaune und Events. Die liegen meist abends oder am Wochenende und schonen somit die Arbeitszeit. Die gemeinsamen Galerieeröffnungen an einem Wochenende haben da ein bewährtes Modell geliefert. Da wollen auch Kunsthändler nicht nachstehen und denken sich neue Formate aus. Einige von ihnen haben sich zusammengetan und organisieren anspruchsvolle Gemeinschaftsaktionen, sei es wie jüngst in Salzburg eine Minimesse oder jetzt den Treffpunkt Salon zum Saisonauftakt in München. Da veranstalten vier jüngere Kollegen, quer durch die Republik verteilt, nach dem Debut in Berlin nun zum zweiten Mal den Kunst Salon. Der findet vom 8. bis 10. September statt, diesmal in der Räumen von Kunkel Fine Art in der Prinzregentenstraße 71/I., täglich von 11 bis 19 Uhr.

Gastaussteller bei dem Spezialisten für das 19. Jahrhundert und die frühe Moderne sind Thole Rotermund (Hamburg), die Galerie Luzan (Berlin) und der 2014 eröffnete Kunsthandel Stockebrand + Uekermann. Durch den vierfachen Schulterschluss ergibt sich ein zeitlicher Rahmen, der von Bayerns Belle Epoque mit den Malerfürsten Stuck und Lenbach (Kunkel) über die rasante Zeichenkunst von Ernst Ludwig Kirchner (Rotermund) und die frühe Nachkriegsabstraktion des Georg Karl Pfahler (Luzan) bis zu Otto Pienes Feuerbild Diskus reicht (Stockebrand + Uekermann). Das Angebot ist anspruchsvoll und vielfältig, jeder bringt sein Portfolio und seine Klientel mit, der Rahmen ansprechend.

Zwei bis dreimal im Jahr möchte das junge Händler-Quartett exklusive Verkaufsschauen präsentieren, an rotierenden Orten. Das sei persönlicher als auf einer Messe, sagt Alexander Kunkel, das Ambiente eleganter. Am Freitag und Samstag finden Art Talks jeweils um 18 Uhr statt. Kunkel: „Das ermöglicht einen regen Gedankenaustausch.“ Und erst so erhält der schöne Name Kunst Salon auch seinen Sinn. Waren es doch die privaten, debattenfreudigen Gesellschaften kunstsinniger Zeitgenossen etwa um die Literaturfreundin und Kunstkennerin Rahel Varnhagen, die den Salon, bevor er zum Terminus für die Ausstellung der Unabhängigen Künstler wurde, zur Plattform für Ideen machten.

KUNST SALON München 02
8.-10. September 2017